70% Steigung

Abstieg
finde meine Sprache nicht … von dichten, klebrigen Fäden umgeben zwar / unverwoben aber und ohne Struktur … kein Mythem mehr, keine Träume – schon lange nicht.
Das Gehirn ist mir übersäuert. Drei, vier, fünf Absätze, dann Dunkelheit: Kellertreppe. Wie leicht bricht man sich da ein Bein.
Einzig die Spinne weiß wohin die Reise geht, sie lebt hier unten und auch wenn ihre Fäden noch keine Textur sind (mehr ein großräumiges Hexenspiel) ist doch bereits klar, dass sie die Schlinge mir längst um den Hals gelegt…

Untergang
Anton Fohl steht das Wasser mittlerweile buchstäblich bis zum Hals, denn sein Schiff sinkt und er ist allein auf weiter See. Es ist Abend und die Wolken ziehen, geformt wie Streptokokken, über den Himmel. Längst ist nur noch der Mastkorb zu sehen, längst hat Anton sich mit seinem Schicksal abgefunden. Als die Sonne am Horizont entschwindet, da muss er schwimmen.

Aufstieg
Ich lebte zu jener Zeit in einem dreckigen, schimmligen Kellerloch. Es gab ein Waschbecken und eine modrige alte Matratze. An einem kleinen Fenster sah man die Füße unzähliger Menschen vorbeiziehen. Tausende, jeden Tag. Wenn man das Fenster öffnete, wehten Smog, Schmutz und Abfall herein. Aber was soll ich sagen, die Miete (140 Mark im Monat) war günstig, ich hatte einen Tisch, elektrisches Licht und vor allem meine Schreibmaschine.
Fünf Romane schrieb ich in jenen drei Jahren, schickte sie an Verlage und kassierte Absage um Absage. Ich fühlte mich wie Snoopy, wie er sich in eine dunkle, stürmische Nacht wagt und doch immer und immer wieder nichts als Ablehnung erfährt.
Schließlich ging dann aber doch noch die Sonne auf und mit meinem ersten Vorschuss war ich in der Lage endlich in eine richtige Wohnung im Souterrain zu ziehen.

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