an vergangene Zeitalter

Hauskatzen dieser Welt, schaut mich an!
Laut Wikipedia werdet ihr nur 12 bis 15 Jahre alt. In seltenen Fällen auch mal 20. Damit bin ich älter als ihr alle und bin euch in Sachen Weisheit, Klugheit und Lebenserfahrung deutlich überlegen. Gleiches gilt für Hunde, Karibus und Faultiere. Ihr seid nichts als unreife Gesellen, pubertäre Knaben und Mädchen für mich.
Das ist nicht immer so gewesen. Einst sah ich zu euch auf und konnte euch bewundern, wie ihr Mäuse jagtet, am Wegesrand durchs hohe Gras schlicht und in stundenlanger Geduld auf eure Beute wartetet. Unser Verhältnis war ein anderes, als wir noch gleichaltrig waren. Wir haben gespielt, gebalgt und gesessen, haben den Mond und die Sonne in ihrem ewig gleichen Spiel beobachtet und davon geträumt dessen Regeln einmal zu lernen. – Und irgendwann bin ich dann älter gewesen als die meisten von euch, fand euch drollig in eurer rolligen Art, die ich selbst schon lang zu zähmen gelernt hatte. Da waren dann nur noch die ältesten unter euch da, mich zu lehren. Eure Ruhe und Eleganz, die ich inzwischen wohl nachzuahmen, nicht aber begreifen oder gar leben gelernt hab.
Und gerade das ist die Crux mit euch, dass ihr nicht länger bleiben wollt, dass ihr mit uns Menschen nicht alles teilt, was hinter euren leuchtenden Augen geschieht. Vielleicht ja auch gar nicht könnt, wer weiß das schon. Auch da dürft ihr Hunde, Karibus und Faultiere euch mitangesprochen fühlen. Meinethalben auch die Mantarochen, Mäuse und Dodos ((zugegeben: bei den Mantarochen und Dodos habe ich keine Ahnung von der mittleren Lebenserwartung. Die Dodos sind aber immerhin ausgestorben, das rechtfertigt auf jeden Fall sie hier zu erwähnen)).
Was wollt ihr denn alle nicht länger leben? Wir hätten doch Freunde werden können, ein Leben lang. Durch dick und dünn würden wir gehen, voneinander lernen und uns Geschichten erzählen, wider das Dunkel und die Kälte der Welt.
So aber bleibt uns nichts als auszuharren, abzuwarten, stillzustehen, bis wir selber alte Kater sind. In mattem Fell liegen wir dann da, lassen die Pfoten im warmen Tümpelwasser baumeln und warten auf die Dämmerung.

2 Responses

  1. das, lieber David, hast Du völlig falsch verstanden. Die Hauskatze ist ein kluges Ding, so früh den Löffel abzugeben. Augen auf am Morgen, Augen zu am Abend und dann wieder von vorn, Dekaden lang, das spart sie sich ganz einfach. Eine Katze, so faul sie auch herumliegen mag den ganzen Tag, vor irgendwelchen Kaminen, auf irgendwelchen Sofas, kennt kein ennui. Und nicht das Elend des Immergleichen, des immer gleichen Sich-Abarbeitens an sowieso nicht zu ändernden Gemeinheiten des Lebens. Sie verzichtet dankend auf die gähnende Leere (diese Leere, die bei aller Entleertheit doch zugleich auch eine Schwere ist, tonnenschwer auf unseren armen Menschenschultern, die ja mit dem Alter bekanntermaßen auch nicht unbedingt stärker und geeigneter zum Lastentragen werden) von 90 Jahren, sie macht vorher einfach die Biege. In der Kürze, heißt es schließlich, nun ja.

    1. Werte M.,
      keinesfalls lag es in meinem Ansinnen, der Hauskatze Torheit zu unterstellen. Einzig wollte ich meinem Bedauern darüber Ausdruck verleihen, dass meine (mithin unser aller) gemeinsame Zeit mit diesen mitunter doch recht klugen Stubentigern so knapp bemessen ist.

      Gähnende Leere, im Begriff von Felis Silvestris Catus verschlungen zu werden.Gähnende Leere, im Begriff von Felis Silvestris Catus verschlungen zu werden.

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