im kuckucksnest

Traumtagebuch (13)

In einer amerikanischen Schule soll ich einen Informatikkurs belegen. Außer mir sitzen nur eine junge Frau und ein alter Informatik-Lehrer, der aussieht wie eine Mischung aus Richard Stallman und Michael Haneke, im Raum. Dem Lehrer soll ich Rede und Antwort stehen, was ich in seiner Informatikklasse will. Mit Schrecken stelle ich fest, dass ich des Englischen nur radebrecherisch mächtig bin. Mein TH klingt wie ein ẞ und Subjekt, Prädikat und Objekt wollen auch nicht in die rechte Reihenfolge fallen.
Irgendwann betritt K. den Raum. Ihr Englisch ist viel besser und sie blickt mitleidig zu mir herüber. Was, denke ich, wenn mein Deutsch jetzt auch so verkümmert ist?

Traumtagebuch (12)

mehrere zusammenhängende Fragmente:

1) ein artistisches Stück. Eine junge Frau will oder soll auf einer Stange balancieren, doch die Stange birst und die Frau schlägt mit dem Rücken auf dem harten Boden auf. Das Publikum hat große Angst um sie, alle halten den Atem an. Wie durch ein Wunder überlebt sie den tiefen Fall unverletzt.
Danach melde ich mich freiwillig, das Stück als nächster zu probieren.

2) Abendessen mit einem dicken Amerikaner. Der Kerl ist unsympathisch und zotig. Er erzählt von einem Freund, der seiner Ehefrau immer solange Geld leihe, bis sie so tief verschuldet sei, dass sie mit dem Freund schlafen müsse. „Ich finde das großartig!“, ruft der dicke Amerikaner mit breitem, amerikanischem Akzent und schlägt mit der flachen Hand auf seinen Teller, dass die Bratensoße in alle Richtungen spritzt.
Interessantes Detail: Das Wort Sex wird in seiner Rede [sæks] geschrieben und der Erzählerkommentar: „Keiner der Anwesenden wusste recht zu sagen, wie mit diesem Kerl umzugehen war.“ steht kursiv.

3) Bei Nacht versuchen wir aus dem Zirkus zu fliehen. Ein kleines Mädchen aber fürchtet sich, die Leiter zu erklimmen, die uns zu dem Loch in der Decke des Zirkuszeltes führen soll. Wir alle hatten uns das leichter vorgestellt.

Traumtagebuch (11)

Zuerst verliere ich einen meiner Weisheitszähne: er ist lang wie ein Geweih, an der Wurzel ebenso verzweigt und schwarz wie Holzkohle. Ich halte ihn neben meinen Kopf und bin ganz überrascht, dass er länger als mein Schädel ist. Dann löst sich ein weiterer Weisheitszahn. Er ist nicht ganz so lang wie der erste, aber ebenso schwarz und porös. Dafür glüht es in ihm (wie in einem verglimmenden Stück Kohle eben). Ich will zum Zahnarzt, die anderen Zähne prüfen lassen, da merke ich, dass ja ein Feiertag ist. Ich muss in die Uniklinik, Notaufnahme.
Schon bin ich da. Aber man kann mir nicht helfen und sagt nur: suchen sie sich einen Arzt auf ner Station. Als ich durchs Krankenhaus eile, beginnen weitere Zähne zu bröckeln. Anders als die prachtvollen Weisheitszähne sind sie klein und mickrig, dafür aber deutlich weniger schwarz. Wie soll ich das alles meiner Mutter erklären? Ich versuche einige der Zähne zurück zu drücken, aber das macht es nur noch schlimmer.
Ich denke, dass selbst meine Schneidezähne jetzt nicht mehr vollzählig sind und trage Hände voll davon durch ewig lange Krankenhausflure.

Traumtagebuch (10)

Im Traum bin ich verheiratet und habe zwei Kinder. Die Gesichter der Frau und der Kinder sieht man aber nicht. Wir sitzen an einem Autobahnrastplatz und picknicken. Aus unerklärlichen Gründen finden wir das alle super-klasse. Man sieht Berge und ein Wäldchen und es stehen ein paar hässliche Gebäude an der Autobahntrasse.
Als das Erdbeben eintritt bewegt sich der ganze Boden wellenförmig. Ein bisschen wie Rollrasen, denke ich. Aufgeschreckt fliehen wir zum Auto und wollen abhauen. Als ich am Steuer sitze, bemerke ich, dass ich ja gar nicht Autofahren kann und erschrecke so sehr, dass ich aufwache.

Versuch wieder in den Traum zurückzugleiten misslingt, ich finde den Kanal nicht mehr und sehe nun irgendwas mit Fischen.

Traumtagebuch (9)

Eine junge Frau ist dem Tode geweiht. Um ihr schlimme Schmerzen zu ersparen, beschließt ein Wissenschaftler, dass sie – an einen speziellen Apparat angeschlossen – eine Kupfermünze lutschen soll. Dadurch soll der Tod schnell und schmerzlos herbeigeführt werden. Britische Pennies seien für den Vorgang besonders gut geeignet, sagt er.

Noch aber ist Zeit. Wir liegen nebeneinander auf dem Fußboden, sie ganz ruhig, ich todtraurig. »Gut, dass die Spanier jetzt nicht hier sind.«, sagt sie. Ich weiß nicht wen sie meint und sage deshalb nichts. Das ganze Verfahren ist total illegal und kriminell.

Später wird sie auf eine Bahre gelegt und an metallene Apparaturen angeschlossen. Sie will zusammen mit einigen Büchern eingeäschert werden. Unter anderem den »Brüdern Löwenherz« , »Momo« und der Autobiographie eines Mannes der Böncher heißt. Welches davon wohl ihre Bibel ist? Ausdrücklich nicht mitverbrannt werden soll Joachim Gaucks Plädoyer »Freiheit«. Auch habe S. noch einige Bücher vorbeibringen wollen, aber das sei jetzt egal, sagt sie.

Zum Abschied küsse ich ihre Stirn, dann schaltet der Wissenschaftler die Geräte ein.

Traumtagebuch (8)

Eine Asiatin und ich laufen hintereinander durch ein technisches Labyrinth. Viele Röhren, Treppen, metallische Apparaturen. Eine blonde Frau läuft in einigem Abstand hinterher. Wir sind Freunde. Es gilt ein bestimmtes Ziel zu erreichen, ehe eine nicht näher beschriebene, finstere Macht es tut. Wir werden immer schneller, begreifen, dass wir uns der Lichtgeschwindigkeit annähern. Die Welt um uns scheint sich zu verlangsamen.
Die Asiatin schert nach links aus, ruft: „Ich will jetzt hier raus!“
Eine ruhige, freundliche Erzählerstimme: „Und sie überwand die Zeit, ehe die Ambrosius-Funktion sie in einer Explosion verschlang.“
Ich folge ihr, durchbreche eine Art Lichtmauer, einen dicken, blauen Film in der Wirklichkeit. – Da zerspringt auch die Welt um mich herum in Scherben. So viele. Menschen sind darauf zu sehen, beim kochen im Wald oder am Schreibtisch sitzend. So große Schönheit, denke ich.

Jeder von uns dreien, setzt der Erzähler wieder an, lebt in seiner Zeit und Gegenwart ewig. Die blonde Frau erzählt er noch, wird nun auf ewig von ihrer Familie getrennt sein.

Aufwachen. Wie aus dem Tod.

Traumtagebuch (6)

Gemeinsam mit einem japanischen Kryptographie-Experten bin ich bei einer Automobilversteigerung. Er und A., der überraschend auch da ist, bieten auf klassische Mercedes-Modelle. Mich langweilt das. Erquickt stelle ich fest, dass die Versteigerung in einem Zelt vor einem Studentenwohnheim stattfindet.

Traumtagebuch (5)

Schon etwas verwischt:

Einige andere und ich wollen ein Plattform-Karussell stehlen. Auf einer Landkarte ist es eingezeichnet, ein roter Punkt. Ich renne voran, die anderen folgen. Es geht durch einen Wald, steile Hänge bergan; an Wurzelknollen die aus dem erdigen Staub ragen halten wir uns fest. – Zum Schluss eine große Fabrikhalle. Wir springen über metallene Container und gelangen schließlich in den Verwaltungstrakt, wo Maler M. einen Gastauftritt als Hausmeister absolviert. Er weist uns den Weg nach draußen. – Noch während wir auf die Tür zusteuern dämmert mir: Das Karussell ist nicht mehr da. Peinlich!, war ich doch derjenige gewesen, der diese Expedition vorgeschlagen hatte. – Tatsächlich findet sich am auf der Karte eingezeichneten Ort nur noch ein halbvergammelter Sonnenschirm. In einem nahegelegenen Café trinken wir alle zusammen Cola.