Nur für Entrückte: ((→ Hesse „Steppenwolf“))
(ernsthaft!)
Geistig krank und innerlich verunglückt. Sieh dich doch um, wie’s hier aussieht. Der Toilettensitz ist hochgeklappt ((http://www.imdb.com/title/tt0118715/quotes?qt=qt0464788)), die Bücher quellen aus dem Regal, noch eingeschweißt und unberührt. Verwaistes Wissen – wo du auch immer hinschaust. Verwaist weil der Träger verschieden ist von dem was er da zum Brunnen trägt, sich erbrechend ((Männlein bricht in Eimer. (originär) )) ((sowie natürlich: https://de.wiktionary.org/wiki/Der_Krug_geht_so_lange_zum_Brunnen,_bis_er_bricht und auf diffuse Art und Weise auch https://de.wikipedia.org/wiki/Der_zerbrochne_Krug)) über den Feuilleton-Teil der Frankfurter Allgemeinen. Was da alles in der faden Galle treibt an Teig- und Pflanzenstückchen, halb zersetzt ((schöne Jugend (hier verlebt) (→ Benn) )) und angekaut, ergossen über den Schultern von Riesen. Und da jetzt auch noch daraufgekotzt. ((altbackener Witz))
Da guck, nun schaue ich mir selbst im Spiegel nach: ‚Das Böse Gesicht‘, denk ich, ‚war damals Spaß, jetzt halte ich es für geheimen Ernst.‘ Zücke das Telephon und mache ’schließlich eine schlechte, nichtsnutzige gegenwärtige Aufnahme, die Du behalten kannst, wenn Du willst.‘ ((an Felice / 21.11.12 (übrigens ließen sich die Briefe an F. vom 20. September diesen Jahres an gut lesen, ihrer Hundertjährigkeit wegen) )) Das Gesicht verläuft in Einsen und Nullen, die aus dem Hirn tropfen. Vor allem Nullen. Ehemals weiche, unergründliche Züge, sind jetzt harte Kanten, Schluchten, Pits oder Lands ((→CD)). Man müsste das alles versprengen, damit es sich nicht länger anfühlt. ((fired from a cannon)) Tut man aber ja ohnehin: I for one welcome our new computer overlords. ((Dr. Watson))
[Einschub] Jedoch: Wie kann das sein? Vor ein paar Jahren haben wir noch geglaubt, dass das Internet uns nur das Hirn, nicht auch das Herz, zersetzen werde. Nun aber stehen wir da, unsere kleinen Mao-Bibeln fest an uns gedrückt, darüber streichelnd, wischend, betend in devotem Glauben.
Ich: „Er soll da zu dem ‚gereift‘ sein, den wir kennen. Als er die Aufnahmen versandte von seiner eigenen Verschiedenheit (in Spaß und stillem Ernst, in Vergangenheit und Gegenwärtigkeit), meine ich. ((Sagt zumindest Theweleit. – Bezugnahme dabei auf Canetti, Den anderen Prozeß (, nie gelesen). Das auf jeden Fall im Buch der Könige (1), Kapitel irgendwas mit Gespenstern (Gespensterposten?) )) Ist das so? Wäre das gut? Warum muss sich einer wie er, ihr leeres, knochiges Gesicht, ihren freien Hals als den weißen Bogen nehmen, über den er sich fließen lässt? ((Tagebücher. Auch 1912, 20. August, Bezugnahme auf den 13.)) ((Ist das mir hier gefrorene Meer, das ja freilich auch nur Bezugnahme, Collage ist auf ihn, ebenso weite, weiße Fläche? Muss das Leid sein, worauf man zu stehen kommt ohne zu ersaufen?)) Weshalb kann nicht so einer unverschieden sein. Zugleich sein eigenes Gefäß (Krug), seine eigene Welt?“, ich gerate ins Stocken, unterbreche mich selbst und frage dich: „Wann werde ich verschieden sein.“
Du: „Noch nicht.“
Du drehst dich zum Fenster und ich sehe, wie du deine mächtigen dunklen Schwingen ausbreitest. Und dann – nein, wie ist das seltsam – fliegst du einfach fort. Wir… Ich habe nicht gewusst, dass du fliegen kannst. Aber du erhebst dich geradewegs in die Lüfte und fliegst mitten hinein in den Sonnenuntergang. Schließlich sehe ich dich nur noch als einen kleinen schwarzen Punkt in der feuerroten Sonne. Und du singst. Singst mit einer ganz reinen, hellen Stimme, während du fliegst. Ich glaube, du bist glücklich. ((vgl. Lindgren, Astrid: „Der Drache mit den roten Augen“)) Vielleicht einfach nur deshalb, weil du mich hast leben lassen?
(später reiße ich das Plastik von den Büchern oder verkloppe sie, noch in der Folie, weiter)
Titel: Gaiman, Neil: „Sandman 8“, August 1989