Traumtagebuch (11)

Zuerst verliere ich einen meiner Weisheitszähne: er ist lang wie ein Geweih, an der Wurzel ebenso verzweigt und schwarz wie Holzkohle. Ich halte ihn neben meinen Kopf und bin ganz überrascht, dass er länger als mein Schädel ist. Dann löst sich ein weiterer Weisheitszahn. Er ist nicht ganz so lang wie der erste, aber ebenso schwarz und porös. Dafür glüht es in ihm (wie in einem verglimmenden Stück Kohle eben). Ich will zum Zahnarzt, die anderen Zähne prüfen lassen, da merke ich, dass ja ein Feiertag ist. Ich muss in die Uniklinik, Notaufnahme.
Schon bin ich da. Aber man kann mir nicht helfen und sagt nur: suchen sie sich einen Arzt auf ner Station. Als ich durchs Krankenhaus eile, beginnen weitere Zähne zu bröckeln. Anders als die prachtvollen Weisheitszähne sind sie klein und mickrig, dafür aber deutlich weniger schwarz. Wie soll ich das alles meiner Mutter erklären? Ich versuche einige der Zähne zurück zu drücken, aber das macht es nur noch schlimmer.
Ich denke, dass selbst meine Schneidezähne jetzt nicht mehr vollzählig sind und trage Hände voll davon durch ewig lange Krankenhausflure.

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