Einen kurzen Augenblick lang, wenn das Dunkel durch Deine Haare streicht, denke ich, dass vielleicht alles gar nicht so schlimm ist. Doch dann, wenn das Tageslicht wieder schimmert, die trockenen Früchte rehydriert werden und Du Deinen ganzen Zorn, Deine Habgier, Deinen Hass zurück in die Wirklichkeit schnellen lässt, erkenne ich, dass die Dunkelheit Lüge ist.
Monat: Juli 2011
Sparmaßnahmen 1-4
Sparmaßnahme 1:
Wir vergraben all unser Hab und Gut auf dem Friedhof, zünden Grablichter an und grölen Piratenlieder.
Sparmaßnahme 2:
Wir kündigen unser Bankkonto.
Sparmaßnahme 3:
Alles wo der Name Peter draufsteht wird verschenkt oder verkauft. Wenn Peter nach seinen Sachen fragt, tun wir so, als wüssten wir von nichts.
Sparmaßnahme 4:
Wir ziehen in einen Plattenbau.
Eine Amsel
Ich kann mich nicht sehen in der Ferne, so reduziert bin ich auf Papier und Tinte und die Zweidimensionalität der Einsamkeit. Ich stehe im Regen und denke an Dich und wenn die Sonne wieder aufscheint, ziehe ich mich zurück in die Finsternis, in die Katakomben, die gerne Geist wären.
Ich stiere dann lange zwischen den Gitterstäben hindurch, meine Fäuste fest um die Stangen geschlossen, tränend.
Eine Amsel fliegt über das Dach und ich springe.
Dark
Dass die Schlinge sich enger und enger um ihren Hals ziehen würde hatte sie kommen sehen, auch dass sie ihren schnellen Tod bedeuten würde ja, – aber diese Schmerzen kamen unerwartet und heftig. ›So wird es in alle Ewigkeit weitergehen‹, dachte sie und hätte wohl geweint.
Traumtagebuch (1)
Seltsame Träume geträumt.
1) Vor miesen Schergen eines nicht näher definierten Regimes geflohen. Immer den Rhein hinauf von Bonn nach Mainz. Stetig rennend. Kurz vorm Ziel begegne ich S., die mit dem Auto hergefahren ist. Gemeinsam rennen wir weiter und stehen schließlich bei P. und F. vor der Tür. Wir klingeln. Keuchend. Die beiden lachen.
2) K. ist aus irgendwelchen Gründen gestorben. Tage vergehen und die Welt um uns herum versinkt in Krieg und Chaos. Ein Doktor kommt zu Besuch und verabreicht K. Kaffee mit einem Schuss Rum. Sie erwacht zum Leben und ich weiche voll Schrecken zurück, muss mich erstmal setzen. Die Kaffeetasse fällt, noch halb voll, auf den Boden und rollt ein Stück weit. Sie zerbricht aber nicht.
nicht heute
Ich ertrage heute nicht Dich zu sehen,
noch Deine Stimme zu hören.
Will Dir nicht Baum, Fledermaus oder Lichterspiel sein,
dass Du Dich fürchten
musst; im Dunkeln.
»Ich gehe jetzt
(und schließe ihn).«
del-Taste
Hiermit versagte sie ihr das Gedächtnis. Wie schrecklich. Die eigene Mutter tot und kein Wille zur Erinnerung. »Ein bisschen wie in 1984, wo sie die Vergangenheit kontrollieren.«, dachte sie noch, ehe sie den Schalter drückte.
Die Wurzeln hingen somit lose in der Luft, nur von einem Hauch umspielt, der einmal Elena geheißen hatte und ihre biologische Verbindung zur Menschheitsgeschichte gewesen war.
»Das brauchen Sie jetzt nicht länger«, sagte der Mann im Kittel und warf das letzte Foto in die Flammen.
Assoziationen:
1984 , Vergiss mein nicht! , Die Revolution der Zeit
Wer?
Er habe seinen Namen vergessen, sagte er mir und ich starrte ihn an, erkannte ihn auch nicht länger.
Wer war er? Wer war ich?
Den Kopf in der Hand wandte ich mein Haupt nach der Wand und begann zu weinen.
Eisenbachs Abschnitt
Eisenbachs Abschnitt reichte von der Theodor-Kreuz-Straße bis zum Vogelbrunnen. Sein Haar war inzwischen grau und weitgehend gelichtet, dennoch zog Eisenbach tagein tagaus seinen Gemüsekarren durch die Straßen und schlug seine Glocke. Seine Kunden waren die anderen alten Menschen, die hier lebten. Sie kauften bei ihm, weil sie das auf eine merkwürdig heimelige Weise an früher erinnerte, als es noch keine Supermärkte gab, sondern nur Tante-Emma-Läden und Apotheken und in manchen großen Städten ein Kaufhaus.
Erinnerungen
Alter Tran in neuen Schläuchen. Widerlich. – Aber was muss, das muss, sagte auch meine Tante Margarete immer. Danach nahm sie meist einen Schnaps oder etwas anderes hochprozentiges ein. Zwei Jahre ist Tante M. jetzt tot. Ich denke oft an sie. Vor allem, wenn ich Tran verpacke.