dass du, dich im eigenen windschatten windend, eines tages den halt verlieren würdest, das hatten wir alle schon lange kommen sehen. und so sitzt du nun da, dein graues haar unter der hutkrempe wallend, die selbstgedrehte in der linken, mit der rechten die spielfiguren über das schachbrett schiebend. du wirkst zufrieden, als seist du kein anderer, als sei nicht alles gekippt und du um 90 grad gedreht in eine andere welt entflohen.
du hast wohl noch ein paar jahre. wenn wir natürlich auch nicht wissen, ob da nicht irgendein garstiges karzinom in dir gärt, raum fordert, seinen großen auftritt auf den bühnen deiner welt vorbereitet, kurz: ob es dich nicht doch mit einem mal endgültig aus unserer welt fort reißt. es scheint aber nicht, dass dich das kümmert, wenn du da so sitzt, glücklich im sonnenschein, auf dem kleinen platz am stadtweiher hinter der burg. und beim schach, das muss man einfach so sagen, nimmst du es auch heute noch mit jeder und jedem auf. zack, zack, den gegnerischen sturm en passant aus dem sattel gepflückt, druck aufs zentrum aufbauen, dann einen genussvollen zug an der zigarette, den rest achtlos im aschenbecher ausgedrückt und weiter: ausweichen, rochieren und dann nach einem röntgenangriff, das unausweichliche, erstickte matt.
wir wissen nicht mehr, was du denkst, wenn du nach so einem spiel den heimweg antrittst. ist es stolz, dass du im leben etwas hast, dass du jeden, auch großmeister, hier an deinem kleinen tisch auf dem platz bezwingst? oder ist es dann doch die angst, vor den grauen, die sich in dir aufstauen. und siehe, gerade heute, wo wir ein stückchen abseits sitzen, und dich zaghaft beobachten, alter freund, da verlässt du deinen windschatten ein kleines stück, gerätst ein winziges bisschen aus dem tritt und da greift dann gleich der wind nach deinem hut, lüftet dein haupt und wir sehen, wie deine ideen davon stieben, in alle richtungen, wie glutfunken und du wirkst so glücklich, so frei, wie eben die funken vor der dunklen kulisse der nacht – eh’ sie verlöschen.