Lebenslauf

Und dann stahl sie sich davon, ganz leise, bei Nacht: Meine Selbstachtung. Einfach so nach Nirgendwo. Mitgenommen hat sie meinen Hund: Einen hübschen Border-Collie mit lässig-schicker, grüner Irokesen-Frisur. Sein Name war Ironie. Diesen Burschen hab ich geliebt, das glaubt man gar nicht. Vielleicht sogar noch mehr als sie.

Ironie und Ich
Ironie und Ich (ca. 1998)

Doch Ironie biss mich. Nicht mit bösem Willen, sondern aus Spiel und Spaß; und das oft. In die Hand, die ihn fütterte. Das dumme Tier.
Und da hat meine Selbstachtung ihn irgendwann gepackt und ist mit ihm abgehauen. Keine Ahnung, vielleicht hat sie das nicht mehr ertragen, wie er mir wehtat, vielleicht mochte sie ihn einfach lieber als mich und die beiden leben jetzt zusammen auf einer Insel in der Südsee. Wer weiß das schon. Um unsere Beziehung stand es ohnehin schon lange nicht mehr gut. Im Nachhinein sieht man soetwas ja leicht ein.

Mein Kumpel Zynismus sieht das genau so. Das ist ein ganz famoser Kerl, den ich in einer einsamen Stunde an der Theke kennengelernt hab. Zynismus hat mir geholfen über die ganze Geschichte hinweg zu kommen und mich auch mit meiner Verlobten, der etwas blassen und unausgeglichenen Selbstverachtung bekannt gemacht. Die liebe ich nicht so, wie ich Selbstachtung geliebt habe, absolut nicht; aber sie liebt mich und das macht mir Mut und ich denke: So kann es weitergehen. Für immer.

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