Reise in die neue Welt

Ihr Pferd ist schon gesattelt und Quantenaffen schieben Wagen durch die dunklen Gassen, dass sie schaudert. Im Morgengrauen will sie endlich fort aus diesem unwirtlichen Land, die Affen, die Wagen, all dies Elend hinter sich lassen und Rücken an Rücken mit Cowboys kämpfen um die neue, freie Welt. Sie schreibt das Jahr 1912 in ihr Tagebuch, wie das Ganze begann, dann das Jahr 13 und schließlich die Gegenwart: 1914. Sie ahnt noch nichts von Orwell, dessen exakte Wissenschaft der Futurologie sich erst 70 Jahre später unter Beweis stellen wird, sie ahnt noch nichts von Kafka, der zwar schon experimentiert und die  Realität dieses kranken Kontinents auf photografischen Platten abbildet, aber noch lange nicht zu dem ihm zustehenden Weltruhm gelangt ist. – Wovon sie weiß, das ist die Romantik der Vergangenheit, sie kennt auch Goethe und Schiller, diese Taugenichtse einer prämodernen Zeit, doch die mag sie nicht leiden und so schultert sie den alten Karabiner ihres Vaters, gibt dessen kleinem, gerahmtem Portrait einen letzten Kuss und schwingt sich in die Steigbügel.

Drei Quantenaffen erlegt sie auf ihrer Flucht. Der erste stürzte sich noch im Stall auf sie, mit seinen roten, klumpigen Augen, der zweite lauerte am Stadttor, wo er seinen Wagen mit dem Schnaps und den alten Kleidern wie ein Fallgitter vor ihr niederstürzen lässt und der dritte ist ein Wegelagerer, irgendwo auf dem Weg zum Meer. Ihn erschießt sie einfach so, ohne dass er sich vorher gerührt hat.

Am Hafen tauscht sie ihr treues Reittier gegen eine Passage nach Amerika, den Karabiner behält sie. Und dann geht es los. Über die unruhige See. Ein bärtiger Alter will sie vergewaltigen; Auch ihn schießt sie nieder (wer wollte es ihr verübeln in solcher Ferne von der alten und der neuen Welt). Es vergehen Wochen, vielleicht Monate. An Bord weiß niemand mehr wieviel Zeit eigentlich vergangen ist, als sie endlich, im Schatten des großen Reiterstandbildes in den Hafen von York einfahren. Die Gesundheitskontrolle nimmt ihr Blut ab und macht einen Zuckertest. Alle Ergebnisse sind unauffällig und so darf sie das Land betreten (stiehlt einem gewissen Rossmann noch den Koffer, dem Armleuchter. So gelangt sie an einen Anzug, den sie versetzt, sich eine Tracht nach Art der Amerikaner zu kaufen).

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